Was ist sinosomatics?
sinosomatics verbindet das Erfahrungswissen der ostasiatischen Heilkunde mit Elementen der modernen Hypnotherapie. Insbesondere nutzt sinosomatics körperliche Stimulation durch Akupunktur und ähnlichen Verfahren, um Symptome, Empfindungen oder mentale Bilder zu beeinflussen, die im Verlauf der Behandlungssitzung auftreten.
Diese synergetische Kombination ist weder Psycho- noch Körpertherapie, sondern eine vollständig integrierte Kombination aus beiden.


Die Verbindung von altem und neuem Wissen führt zu einem intuitiven Verständnis der aus westlicher Sicht oft ungewohnten chinesischen Krankheitskonzepte: In der interozeptiven Trance - einem der Kernkonzepte von sinosomatics - verwenden Patient:innen Begriffe, wie Schleim (痰), Hitze (暑) oder Wind (風), ganz selbstverständlich zur Beschreibung ihrer leiblichen Empfindungen.
Diese Erkenntnis eröffnet den Zugang zur reichen, bildhaften aber größtenteils vorsprachlichen Welt der Emotionen bzw. des Unterbewusstseins.

„Das Wesentliche der feinen Nadeln ist leicht in Worte zu fassen,
aber schwer zu verstehen.
Dem ungehobelten Therapeuten geht es darum,
die äußerliche Gestalt zu bewahren.
Dem herausragenden Therapeuten geht es darum,
den Geist zu bewahren.“
Huang Di Nei Jing, Ling Shu, Kap. 1


Eine typische Sitzung  

Eine typische sinosomatics-Behandlung dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Wenn wenig Zeit ist, kann oft aber auch eine einzige Technik ein en großen Unterschied machen. Im Vorgespräch erheben wir zunächst die Anamnese. Dann bitten wir unser Gegenüber, sich hinzulegen und stellen eine sichere Umgebung her. Die eigentliche Behandlung beginnt mit dem sogenannten Klären der Mitte. Bei dieser Technik, die von der palpationsbasierten Akupunktur abgeleitet ist, betasten wir zunächst Rumpf und Extremitäten, um nach druckschmerzhaften Regionen zu suchen und lösen diese dann mittels Akupunktur oder nichtinvasiver Stimulation. Durch den ritualisierten Prozess und die Innen-Fokussierung entsteht neben einer tiefen Entspannung auch ein leichter Trance-Zustand, der für die weitere Behandlung von großer Bedeutung ist.
Im Hauptteil der Behandlung widmen wir uns dann den aktuellen oder vergangene Problemen, Konflikten oder Ambivalenzen unseres Gegenübers und bearbeiten diese erlebniszentriert auf der leiblichen, emotionalen, bildlichen oder motorischen Ebene. Verbindendes Element ist dabei stets das leibliche Spüren und Erleben unseres Gegenübers.
Konflikte und Ambivalenzen behandeln wir durch „In-die-Hände-Legen“, bedrohliche Bilder und Stimmen durch bifokale Stimulation von Kopf-Zonen und körperliche Symptome durch motorische oder somatosensorische Interventionen. Hypnotische Techniken, wie die Arbeit mit Symptom-Bildern oder hypnotischer Altersregression helfen dabei, kreative Problemlösungen zu entwickeln oder verschüttete Erinnerungen wiederzuentdecken.

Am Ende jeder Sitzung steht ein Zustand der tiefen Entspannung und des Wohlbefindens, den wir durch Düfte, Musik oder Bilder verankern.

Was bedeutet der Name?
sino steht für die Einflüsse der Therapie aus dem ost-asiatischen Kulturkreis, der sogenannten Sinosphäre. Hierzu gehören neben der körperlichen Stimulation durch Akupunktur, Moxa oder nicht-invasive Alternativen auch die Anwendung traditioneller Konzepte zur Dynamik leiblicher Empfindungszustände.
somatics ist ein Oberbegriff für therapeutische Ansätze, welche die innere Wahrnehmung des Menschen betonen. Soma meint dabei nicht den äußerlich sichtbaren und messbaren Körper, sondern unseren Leib, wie wir ihn von  innen heraus wahrnehmen.


Erfahrungswissen trifft Neurowissenschaft
Die wissenschaftliche Erforschung von sinosomatics mit modernen neurowissenschaftlichen Methoden hat erste Hinweise auf den Wirkmechanismus gebracht. So konnte ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftler:innen der Medizinischen Hochschule Hannover, Hochschule Coburg, TU München sowie der Universität Heidelberg in einer Studie an 60 Patientinnen mit Endometriose zeigen, dass sich deren Hirnaktivität im Rahmen der Therapie deutlich veränderte.
Insbesondere zeigte sich, dass bei den Patientinnen der Teil des vorderen Hippocampus, der unter anderem für  die Steuerung der sog. Stress-Achse verantwortlich ist, nach der Therapie weniger stark mit dem somatosensorischen Cortex und der rechten Insula verknüpft war. Diese Veränderungen waren dabei umso ausgeprägter, je mehr sich die Symptomatik der Patientinnen besserte.
Da der vordere Hippocampus unser wichtigstes Zentrum für die Verarbeitung emotionaler Erinnerungen ist und sowohl die Insula als auch der somatosensorische Cortex dem System der Körper- bzw. Leibeswahrnehmung zugeordnet werden können, ergibt sich aus diesen Beobachtungen eine plausible Erklärung für die Wirkung von sinosomatics bei der Behandlung endometriose-bedingter Schmerzen:
Durch die Therapie werden verkörperte emotionale Erinnerungen, wie sie bei der Endometriose aber auch anderen Krankheiten oft ursächlich für die extremen Schmerzen sind, dahingehend beeinflusst, dass sich die emotionalen Erinnerungen von den mit ihnen assoziierten körperlichen Mustern lösen können.

Die Wissenschaft hinter sinosomatics
Die Wirkung von sinosomatics konnte wissenschaftlich in mehreren klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen bewiesen werden. Während die bisherigen Studien sich insbesondere auf die Indikationen
Endometriose-bedingte Schmerzen und unerfüllter Kinderwunsch bezogen haben, arbeiten wir derzeit an weiteren Studien zum Effekt von sinosomatics bei anderen Indikationen. Bitte beachten Sie, dass in den Studien noch der alte Name der Therapie (SART) verwendet wird.
Falls Sie Interesse haben,  Sie können die Studien auch bei mir anfordern.

sinosomatics zur Behandlung von Endometriose

Klinische Ergebnisse
Endometriose ist eine gynäkologische Erkrankung, die sechs bis zehn Prozent aller Frauen im gebährfähigen Alter betrifft. Bei Patientinnen mit dieser Erkrankung, die unter starken Schmerzen leiden, scheinen psychische Traumata eine zentrale Rolle zu spielen.
Hier zeigen die Autor*innen in einer gegen Wartegruppe kontrollierten Studie, dass Patientinnen, denen konventionelle Therapien kaum geholfen hatten, deutliche und langfristige Verringerungen ihrer Schmerzen, Ängstlichkeit und Depressivität, sowie Verbesserungen ihrer Lebensqualität erfuhren, wenn sie mit einer Kombination aus körperorientierter Psychotherapie und Akupunktur (sinosomatics, ehem. SART) behandelt wurden.

sinosomatics zur Behandlung von Endometriose: Die Bedeutung des vorderen Hippocampus
In dieser Studie zeigen die Autor*innen mittels funktioneller Bildgebung des Gehirns, dass die synergetische Wirkung von körperorientierter Psychotherapie und Akupunktur (sinosomatics, ehem. SART), die sie in der zugehörigen klinischen Publikation beschrieben hatten, mit einer Veränderung der Konnektivität zwischen Hirnregionen des emotionalen Gedächtnisses (vorderer Hippocampus) und der körperlichen Empfindung (vordere Insula, somatosensorischer Cortex) einhergeht. Der rechte vordere Hippocampus ist außerdem bekannt für seine Rolle bei der Regulation der menschlichen Stress-Achse über das Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System.Langzeiteffekte von sinosomatics bei Patientinnen mit schwerer Endometriose

In dieser retrospektiven Befragung erfassten die Autorinnen die Langzeiteffekte von sinosomatics (ehem. SART) bei Patientinnen mit schwerer Endometriose. 47 Patientinnen mit Endometriose, die sich einer Behandlung mit sinosomatics unterzogen hatten, wurden mit standardisierten Telefoninterviews nach ihren Beschwerden und dem weiteren Verlauf ihrer Erkrankung befragt, und die Ergebnisse mit den Ausgangsdaten zu Beginn der Behandlung verglichen. Das Follow-up fand im Schnitt 5 Jahre nach Behandlungsende statt. Die Endometriose-assoziierten Schmerzen waren von 8 auf 3 Punkte gesunken. 18 Patientinnen (38%) waren schmerzfrei, und die Anzahl von Patientinnen, die Schmerzmedikamente benötigten, ging von 38 auf 19 zurück. 17 von den 31 Frauen mit Kinderwunsch (55%) hatten zur Zeit des Follow-up 21 Kinder zur Welt gebracht. Längere Behandlungsdauern waren mit größeren Schmerzabnahmen assoziiert, was eine Dosis-Wirkungsbeziehung nahelegt.Auswirkung von sinosomatics auf die Schwangerschaftsraten
bei einer anschließenden IVF/ICSI-Behandlung

Die Behandlungsergebnisse von 36 Patientinnen, die zwischen 1997 und 2004 mit sinosomatics (ehem. SART) wegen
unerfüllten Kinderwunsches in der Praxis behandelt wurden und sich anschließend einer IVF/ICSI-Behandlung unterzogen, wurden retrospektiv ausgewertet und mit den Ergebnissen des Deutschen IVF-Registers (DIR) von 2004 verglichen. Die Patientinnen stellen aufgrund des hohen Durchschnittsalters (37,5) und mehrmaligem IVF-Versagen (3,1) eine Auswahl mit schlechten Erfolgsaussichten dar. Ergebnisse: Von den 36 Patientinnen wurden 18 Mutter eines leiblichen Kindes, davon 3 spontan nach erfolgloser IVF/ICSI. Die Schwangerschaftsrate (SSR) betrug 49% pro Embryo-Transfer (ET), die Baby-Take-Home-Rate
(BTH) 37%/ET. Für 5 Patientinnen (14%), die schwanger wurden, war es der erste IVF/ICSI-Versuch, alle anderen hatten bereits mehrere, bis zu 16, erfolglose IVF-Behandlungen hinter sich.